33. DER FROHE WANDERSMANN

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Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.

Die TrÄgen, die zu Hause liegen, 5
Erquicket nicht das Morgenrot;
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Die BÄchlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust, 10
Was sollt' ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl' und frischer Brust?

Den lieben Gott lass' ich nur walten;
Der BÄchlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd' und Himmel will erhalten 15
Hat auch mein' Sach' aufs best' bestellt!

* * * * *

34. DER JÄGER ABSCHIED

Wer hat dich, du schÖner Wald
Aufgebaut so hoch da droben?
Wohl den Meister will ich loben,
So lang' noch mein' Stimm' erschallt.
Lebe wohl, 5
Lebe wohl, du schÖner Wald!

Tief die Welt verworren schallt,
Oben einsam Rehe grasen,
Und wir ziehen fort und blasen,
Daß es tausendfach verhallt: 10
Lebe wohl,
Lebe wohl, du schÖner Wald!

Banner, der so kÜhle wallt!
Unter deinen grÜnen Wogen
Hast du treu uns auferzogen, 15
Frommer Sagen Aufenthalt!
Lebe wohl,
Lebe wohl, du schÖner Wald!

Was wir still gelobt im Wald,
Wollen's draußen ehrlich halten, 20
Ewig bleiben treu die Alten:
Deutsch Panier, das rauschend wallt,
Lebe wohl!
Schirm dich Gott, du schÖner Wald!

* * * * *

35. NACHTS

Ich stehe in Waldesschatten
Wie an des Lebens Rand,
Die LÄnder wie dÄmmernde Matten,
Der Strom wie ein silbern Band.

Von fern nur schlagen die Glocken 5
Über die WÄlder herein,
Ein Reh hebt den Kopf erschrocken
Und schlummert gleich wieder ein.

Der Wald aber rÜhret die Wipfel
Im Traum von der Felsenwand. 10
Denn der Herr geht Über die Gipfel
Und segnet das stille Land.

* * * * *

36. FRÜHLINGSDÄMMERUNG

In der stillen Pracht,
In allen frischen BÜschen und BÄumen
FlÜstert's wie TrÄumen
Die ganze Nacht.
Denn Über den mondbeglÄnzten LÄndern 5
Mit langen weißen GewÄndern
Ziehen die schlanken
Wolkenfrau'n wie geheime Gedanken,
Senden von den FelsenwÄnden
Hinab die behenden 10
FrÜhlingsgesellen, die hellen Waldquellen,
Die's unten bestellen
An die duft'gen Tiefen,
Die gerne noch schliefen.
Nun wiegen und neigen in ahnendem Schweigen 15
Sich alle so eigen
Mit Ähren und Zweigen,
ErzÄhlen's den Winden,
Die durch die blÜhenden Linden
VorÜber den grasenden Rehen 20
SÄuselnd Über die Seen gehen,
Daß die Niren verschlafen auftauchen
Und fragen,
Was sie so lieblich hauchen—
Wer mag es wohl sagen? 25

* * * * *

37. ELFE

Bleib bei uns! Wir haben den Tanzplan im Tal
Bedeckt mit Mondesglanze,
JohanneswÜrmchen erleuchten den Saal,
Die Heimchen spielen zum Tanze.

Die Freude, das schÖne leichtglÄubige Kind, 5
Es wiegt sich in Abendwinden:
Wo Silber auf Zweigen und BÜschen rinnt,
Da wirst du die schÖnste finden!

* * * * *

38. ABENDLANDSCHAFT

Der Hirt blÄst seine Weise,
Von fern ein Schuß noch fÄllt,
Die WÄlder rauschen leise
Und StrÖme tief im Feld.

Nur hinter jenem HÜgel 5
Noch spielt der Abendschein—
O hÄtt' ich, hÄtt' ich FlÜgel,
Zu fliegen da hinein!

* * * * *

39. DIE NACHT

Nacht ist wie ein stilles Meer,
Lust und Leid und Liebesklagen
Kommen so verworren her
In dem linden Wellenschlagen.

WÜnsche wie die Wolken sind, 5
Schiffen durch die stillen RÄume,
Wer erkennt im lauen Wind,
Ob's Gedanken oder TrÄume?—

Schließ' ich nun auch Herz und Mund
Die so gern den Sternen klagen: 10
Leise doch im Herzensgrund
Bleibt das linde Wellenschlagen.

* * * * *

40. SEHNSUCHT

Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hÖrte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte, 5
Da hab' ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen kÖnnte
In der prÄchtigen Sommernacht!

Zwei junge Gesellen gingen
VorÜber am Bergeshang. 10
Ich hÖrte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden FelsenschlÜften,
Wo die WÄlder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den KlÜften 15
Sich stÜrzen in die Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,
Von GÄrten, die Überm Gestein
In dÄmmernden Lauben verwildern,
PalÄsten im Mondenschein, 20
Wo die MÄdchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht,
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prÄchtigen Sommernacht.

* * * * *

41. DAS ZERBROCHENE RINGLEIN

In einem kÜhlen Grunde
Da geht ein MÜhlenrad,
Mein' Liebste ist verschwunden.
Die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu' versprochen, 5
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die Treu' gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich mÖcht' als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus, 10
Und singen meine Weisen,
Und gehn von Haus zu Haus.

Ich mÖcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen 15
Im Feld bei dunkler Nacht.

HÖr ich das MÜhlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will—
Ich mÖcht' am liebsten sterben,
Da wÄr's auf einmal still. 20

* * * * *

42. FRÜHE

Im Osten graut's, der Nebel fÄllt,
Wer weiß, wie bald sich's rÜhret!
Doch schwer im Schlaf noch ruht die Welt,
Von allem nichts verspÜret.

Nur eine frÜhe Lerche steigt, 5
Es hat ihr was getrÄumet
Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,
Das kaum die HÖhen sÄumet.

* * * * *

[Illustration: Endymion, by Moritz von Schwind]

* * * * *

43. NACHTS

Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen WolkenhÜlle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall, 5
Dann wieder alles grau und stille.

O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der StrÖme Gang,
Leis Schauern in den dunklen BÄumen—
Wirrst die Gedanken mir, 10
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus TrÄumen.

* * * * *

44. MONDNACHT

Es war, als hÄtt' der Himmel
Die Erde still gekÜßt,
Daß sie im BlÜtenschimmer
Von ihm nun trÄumen mÜßt'.

Die Lust ging durch die Felder, 5
Die Uhren wogten sacht,
Es rauschten leis die WÄlder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre FlÜgel aus, 10
Flog durch die stillen Lande,
Als flÖge sie nach Haus.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           

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