Klingling, bumbum und tschingdada,
Zieht im Triumph der Perserschah?
Und um die Ecke brausend bricht's
Wie Tubaton des Weltgerichts,
Voran der SchellentrÄger. 5
Brumbrum, das große Bombardon,
Der Beckenschlag, das Helikon,
Die Piccolo, der Zinkenist,
Die TÜrkentrommel, der FlÖtist,
Und dann der Herre Hauptmann. 10
Der Hauptmann naht mit stolzem Sinn,
Die Schuppenkette unterm Kinn,
Die SchÄrpe schnÜrt den schlanken Leib,
Beim Zeus! das ist kein Zeitvertreib,
Und dann die Herren Leutnants. 15
Zwei Leutnants, rosenrot und braun,
Die Fahne schÜtzen sie als Zaun,
Die Fahne kommt, den Hut nimm ab,
Der bleiben treu wir bis ans Grab!
Und dann die Grenadiere. 20
Der Grenadier im strammen Tritt,
In Schritt und Tritt und Tritt und Schritt,
Das stampft und drÖhnt und klappt und flirrt,
Laternenglas und Fenster klirrt,
Und dann die kleinen MÄdchen. 25
Die MÄdchen alle, Kopf an Kopf,
Das Auge blau und blond der Zopf,
Aus TÜr und Tor und Hof und Haus
Schaut Mine, Trine, Stine aus,
Vorbei ist die Musike. 30
Klingling, tschingtsching und Paukenkrach,
Noch aus der Ferne tÖnt es schwach,
Ganz leise bumbumbumbum tsching;
Zog da ein bunter Schmetterling,
Tschingtsching, bum, um die Ecke? 35
* * * * *
131. TOD IN ÄHREN
Im Weizenfeld, in Korn und Mohn,
Liegt ein Soldat, unaufgefunden,
Zwei Tage schon, zwei NÄchte schon,
Mit schweren Wunden, unverbunden.
DurstÜberquÄlt und fieberwild, 5
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild,
Sein brechend Auge schlÄgt nach oben.
Die Sense sirrt im Ährenfeld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden, 10
Ade, ade du Heimatwelt—
Und beugt das Haupt, und ist verschieden.
* * * * *
132. IN ERINNERUNG
Wilde Rosen Überschlugen
Tiefer Wunden rotes Blut.
Windverwehte KlÄnge trugen
Siegesmarsch und Siegesflut.
Nacht. Entsetzen ÜberspÜlte 5
Dorf und Dach in LÄrm und Glut.
"Wasser!" Und die Hand zerwÜhlte
Gras und Staub in Dursteswut.
Morgen. GrÄbergraber. GrÜfte.
Manch ein letzter Atemzug. 10
Weither, witternd, durch die LÜfte
Braust und graust ein Geierflug.
* * * * *
133. WER WEISS WO
(Schlacht bei Kolin, 18. Juni 1757.)
Auf Blut und Leichen, Schutt und Qualm,
Auf roßzerstampften Sommerhalm
Die Sonne schien.
Es sank die Nacht. Die Schlacht ist aus,
Und mancher kehrte nicht nach Haus 5
Einst von Kolin.
Ein Junker auch, ein Knabe noch,
Der heut das erste Pulver roch,
Er mußte dahin.
Wie hoch er auch die Fahne schwang, 10
Der Tod in seinen Arm ihn zwang,
Er mußte dahin.
Ihm nahe lag ein frommes Buch,
Das stets der Junker bei sich trug
Am Degenknauf. 15
Ein Grenadier von Bevern fand
Den kleinen erdbeschmutzten Band
Und hob ihn auf.
Und brachte heim mit schnellem Fuß
Dem Vater diesen letzten Gruß, 20
Der klang nicht froh.
Dann schrieb hinein die Zitterhand:
"Kolin. Mein Sohn verscharrt im Sand.
Wer weiß wo."
Und der gesungen dieses Lied, 25
Und der es liest, im Leben zieht
Noch frisch und froh.
Doch einst bin ich, und bist auch du,
Verscharrt im Sand, zur ewigen Ruh',
Wer weiß wo. 30
* * * * *
134. SOMMERNACHT
An ferne Berge schlug die Donnerkeulen
Ein rasch verrauschtes Nachmittaggewitter.
Die Bauern zogen heim auf mÜden GÄulen,
Und singend kehrten Winzervolk und Schnitter.
Auf allen DÄchern qualmten blaue SÄulen 5
GenÜgsam himmelan, ein luftig Gitter.
Nun ist es Nacht, es geistern schon die Eulen,
Einsam aus einer Laube klingt die Zither.
* * * * *
135. MEINER MUTTER
Wie oft sah ich die blassen HÄnde nÄhen,
Ein StÜck fÜr mich—wie liebevoll du sorgtest!
Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,
Ein Wunsch fÜr mich—wie liebevoll du sorgtest!
Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen, 5
Ein Schutz fÜr mich—wie sorgenvoll du horchtest!
LÄngst schon dein Grab die Winde Überwehen.
Ein Gruß fÜr mich—wie liebevoll du sorgtest!
* * * * *
136. WIEGENLIED
Vor der TÜre schlÄft der Baum,
Durch den Garten zieht ein Traum.
Langsam schwimmt der Mondeskahn,
Und im Schlafe krÄht der Hahn.
Schlaf, mein WÖlfchen, schlaf. 5
Schlaf, mein Wulff. In spÄter Stund
KÜss' ich deinen roten Mund.
Streck dein kleines dickes Bein,
Steht noch nicht auf Weg und Stein.
Schlaf, mein WÖlfchen, schlaf. 10
Schlaf, mein Wulff. Es kommt die Zeit,
Regen rinnt, es stÜrmt und schneit.
Lebst in atemloser Hast,
HÄttest gerne Schlaf und Rast.
Schlaf, mein WÖlfchen, schlaf. 15
Vor der TÜre steht der Baum,
Durch den Garten zieht ein Traum.
Langsam schwimmt der Mondeskahn,
Und im Schlafe krÄht der Hahn.
Schlaf, mein WÖlfchen, schlaf. 20
* * * * *
137. VIERERZUG
Vorne vier nickende PferdekÖpfe,
Neben mir zwei blonde MÄdchenzÖpfe,
Hinten der Groom mit wichtigen Mienen,
An den RÄdern Gebell.
In den DÖrfern windstillen Lebens GenÜge, 5
Auf den Feldern fleißige Spaten und PflÜge,
Alles das von der Sonne beschienen
So hell, so hell.
* * * * *
138. SCHÖNE JUNITAGE
Mitternacht, die GÄrten lauschen,
FlÜsterwort und Liebeskuß,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muß—
FlußÜberwÄrts singt eine Nachtigall. 5
SonnengrÜner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht—
FlußÜberwÄrts singt eine Nachtigall. 10
Straßentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
MyrtenkrÄnze, LeichenzÜge,
TausendfÄltig Leben rinnt—-
FlußÜberwÄrts singt eine Nachtigall. 15
Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held—-
FlußÜberwÄrts singt eine Nachtigall. 20